Aerophone GO – Wind Controller der Mittelklasse
Das Aerophone GO wurde von Roland 2018 lanciert. Man könnte es als Blaswandler der unteren Mittelklasse und kleinen Bruder des Aerophone AE-30/Pro bezeichnen, denn es ist günstiger, kann dafür aber deutlich weniger.
Das Aerophone GO (auch AE-05 genannt) ist kleiner und leichter als beispielsweise das AE-10 oder das AE-30 (siehe: Wie viel wiegen Blaswandler). Dadurch wirkt es kompakter. Das Aerophone GO lässt sich mit vier AA-Batterien betreiben (beim AE-10 brauchst du beispielsweise 6). Roland gibt eine ungefähre Spielzeit von 10 Stunden pro Batterieladung an. Alternativ kannst du das Instrument direkt über den mitgelieferten USB-AC-Adapter an eine Steckdose anschliessen.
Kosten Roland Aerophone GO
Das Roland Aerophone AE-05 kostet bei allen mir bekannten Anbietern ca. 400 bis 450 Euro. Preislich liegt es somit im unteren Mittelfeld.
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Mundstück des Aerophone GO
Das Aerophone GO hat ein saxophonartiges Mundstück mit einem fest installierten, relativ dicken Plastikrohrblatt. Das Mundstück ist identisch mit dem Mundstück beim Aerophone AE-30. Anblas-, Biss- bzw. Lippensensoren übernehmen beim Aerophone GO dieselbe Funktion wie beim AE-30: sie nehmen Artikulation und Dynamik wahr und geben einen entsprechenden Sound wieder.
Über einen Bite-Controll-Schalter, der seitlich am Aerophone GO angebracht ist, kannst du den Biss-Sensor allerdings auch ausschalten, was wahrscheinlich für Nichtsaxophonisten eine gute Option ist. Ist die Funktion deaktiviert, verändert sich die Tonhöhe durch die Bissstärke nicht mehr; stattdessen wird ein automatischer Vibrato-Effekt erzeugt.
Sounds, Instrumente-Presets und Co.
Elf Klänge zur Auswahl
Wer eine umfangreiche Soundbibliothek erwartet wie beim AE-10 (128 Sounds), wird vom Aerophone GO enttäuscht. Zur Auswahl stehen gerade einmal 11 Sounds, die man über einen Drehschalter auf der Rückseite des Instruments auswählen kann. Wie es sich für ein Blasinstrument gehört, sind die Bläsersounds in der Überzahl. Zur Verfügung stehen 4 Saxophonsounds (Sopran, Alto, Tenor und Bariton), Querflöte, Klarinette und Trompete (gedämpft). Daneben gibt es ein Streichinstrument (Violine), einen Perkussionsklang und zwei synthetische Leads (Square und Saw).
Die Qualität der Sounds ist beim Aerophone GO sicher nicht so gut wie beim AE-10 (siehe Soundbeispiele zum AE-10 hier). Für zu Hause im eigenen Musikkeller reicht es aber.
Sounderweiterung über App
Falls dir die elf integrierten Sounds zu wenig sind, kannst du mit der kostenlosen Aerophone-GO-Plus-App (Android / iOS) auf 50 zusätzliche Sounds zugreifen. Dazu musst du dein Smartphone über Bluetooth mit dem Aerophone GO verbinden. Bei Android-Geräten ist auch eine Verbindung über das mitgelieferte USB-Kabel möglich. Sobald das Aerophone GO mit dem Smartphone gekoppelt ist, kannst du die 11 integrierten Sound nicht mehr nutzen, dafür die 50 in der App gespeicherten Klänge:
- 12 Holzblasinstrumente, zum Beispiel Saxophon, Klarinette, Oboe oder Fagott, aber auch exotischere Instrumente wie Dudelsack oder Shakuhachi.
- 8 Blechblasinstrumente, zum Beispiel Trompete, Posaune oder Tuba
- 9 Streichinstrumente bzw. Voices, zum Beispiel Violine, Kontrabass oder Voice Aahs
- 9 Synths wie beispielsweise Saw, Square und Sine Lead
- 12 andere Instrumente, darunter Orgeln, Steel Drum oder E-Piano.
Die Sounds werden über die Smartphone-Lautsprecher bzw. über Kopfhörer abgespielt.
HINWEIS: Aus diversen Internetforen lässt sich entnehmen, dass die Latenz bei der Verbindung des Aerophone GO per Bluetooth teilweise so gross ist, dass die Sounderweiterung über die App nicht zufriedenstellend funktioniert. Von diesem Problem scheinen Android-Geräte stärker betroffen zu sein als iOS-Geräte. Eine Lösung dafür gibt es meines Wissens dafür noch nicht und auch Roland hat sich (noch) nicht offiziell dazu geäussert.
Zusatzfunktionen der GO-Plus-App
Die Aerophone-GO-Plus-App dient aber nicht nur dazu, die Soundbibliothek zu erweitern, sondern hat diverse Übungsfunktionen. So kannst du beispielsweise deine Lieblingssongs auf dem Smartphone abspielen und dazu mit Aerophone GO mitspielen. Unterschiedliche Wiedergabeoptionen sind möglich: Tempowechsel, Tonartwechsel, A/B-Repeat etc. Die App hat zudem eine eingebaute Metronom-Funktion, wenn du an deinem Taktgefühl bzw. Timing arbeiten willst.
Mit der GO-Plus-App stehen dir ausserdem Einstellungsoptionen zur Verfügung. Du kannst über die App zum Beispiel den Fingersatz wechseln (siehe unten) oder die Anblas-Empfindlichkeit des Aerophone GO verändern.
Oktavieren und Transponieren
Das Aerophone GO bietet einen Tonumfang von maximal 3 bis 4 Oktaven (das AE-10 hat einen Umfang von 8 Oktaven). Die Oktave wird über Oktavknöpfe mit dem Daumen der linken Hand gewechselt.
Mit einem Drehknopf auf der Rückseite des Aerophone GO können die Klänge zudem transponiert werden. Wer also den Altsaxophonsound in der tatsächlichen Tonhöhe eines "richtigen" Altsaxophons spielen will, kann mit dem Transpositionsschalter von der Grundstimmung C auf eine Grundstimmung in Es wechseln. Analog kann zum Beispiel die Klarinette nach B transponiert werden, was der am weitesten verbreiteten B-Klarinette entspricht. Selbstverständlich sind aber auch diverse andere Transpositionen im Halbtonschritt möglich.
Hier unterscheidet sich das Aerophone GO vom Aerophone AE-10. Die in der Soundbibliothek des AE-10 gespeicherten Sounds berücksichtigen nämlich bereits die Stimmung des Instruments. Ein Altsaxophon ist automatisch in Es gestimmt, eine Trompete in B, eine Querflöte in C etc.
Spielen im Ensemble
Neben der oben erwähnten GO-Plus-App bietet Roland die Aerophone-GO-Ensemble-App zum kostenlosen Download an (Android / iOS). Damit können verschiedene Musizierende ihre Aerophones verbinden und miteinander im Ensemble spielen. Spontan habe ich mich gefragt, weshalb man eine App braucht, um zusammen zu musizieren, zumal das Aerophone GO ja einen Lautsprecher hat – aber na gut, eine nette Spielerei ist es allemal.
Jeder Ensemble-Spieler kann über die Ensemble-App auf 19 verschiedene Sounds zugreifen. Die Sounds aller Mitspieler werden direkt im Smartphone abgemischt. Wenn man will, kann man den Sound auch über einen Monitor-Lautsprecher abspielen.
Verschiedene Griffsysteme möglich
Das Tastenlayout des Aerophone GO entspricht mehr oder weniger dem AE-10. Beim Aerophone GO hat es unterhalb der Tasten für Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand allerdings einen Zusatzknopf, der beim (älteren) AE-10 noch fehlt. Wenn man darauf drückt wird der Ton um einen Halbton erhöht, klassischerweise in dieser Position von f auf fis.
Standardmässig ist beim Aerophone GO ein Griffsystem programmiert, welches stark dem Fingersatz auf einem akustischen Saxophon entspricht – was natürlich auch sinnvoll ist, wenn schon das Tastenlayout an das Saxophon angelehnt ist.
Falls du auf ein anderes Griffsystem zurückgreifen möchtest, kannst du den Fingersatz des Aerophone GO anpassen, z. B. auf einen Blockflötenfingersatz oder einen E-Wind-Fingersatz (spezieller Fingersatz für Blaswandler). Über die Aerophone-GO-Plus-App kannst du die Fingersätze auch editieren oder eigene Fingersätze programmieren. Falls du mehr zu den unterschiedlichen Griffsystemen bei Blaswandlern erfahren möchtest, habe ich diesem Thema hier einen separaten Blogbeitrag gewidmet.
Technisches: Lautsprecher, Anschlüsse und Co.
Integrierte Lautsprecher
Das Aerophone GO hat einen integrierten 1.5-Watt-Lautsprecher (das AE-10 hat zwei). Grundsätzlich ist dazu zu bemerken, dass du nicht viel davon erwarten darfst. Mein erster Gedanke war: Warum baut Roland einen so kleinen Lautsprecher ein? Damit wird es nie und nimmer gelingen, die Sounds des Aerophone in guter Qualität wiederzugeben! Allerdings muss ich sagen, dass es sehr angenehm ist, wenn man das Aerophone einfach einschalten kann und ohne einen zusätzlichen Kopfhörer oder externe Boxen über den integrierten Lautsprecher hört, was man spielt. Um zu Hause zu üben, reicht dies völlig aus. Die Lautstärke kannst du einfach über einen Drehknopf auf der Rückseite des Aerophone GO nach deinem Geschmack verändern.
Externe Boxen oder Kopfhörer
Wenn du dein Aerophone GO lieber an einen Kopfhörer oder eine externe Lautsprecheranlage anschliessen willst, kannst du dies über die Phones/Output-Buchse des Aerophones. Sobald ein Kopfhörer oer ein externes Lautsprechersystem angeschlossen ist, wird der interne Lautsprecher des Aerophone GO stummgeschaltet.
MIDI
Das Aerophone GO kann auch als MIDI-Controller genutzt werden. Über Bluetooth/USB-MIDI kannst du MIDI-Daten übermitteln und so deinen Software-Synthesizer steuern.
Fazit: Mittelklassemodell für Unentschlossene
Das Aerophone GO ist eine Option für eher unerfahrene oder neue Blaswandlerspieler. Wenn du nicht gleich auf ein Modell für Fortgeschrittene zurückgreifen willst, bist du mit dem günstigeren Aerophone GO gut bedient.
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Weil das Aerophone GO in der Funktionsweise im Vergleich zu anderen Blaswandlern reduziert ist, findet man sich als Anfänger auch schneller zurecht. Falls du aber mittel- bis langfristig deinen Blaswandler ausreizen willst, empfehle ich dir, auch professionellere Blaswandlern zu prüfen (Aerophone AE-10, EWI5000 oder Sylphyo), bevor du ein Aerophone GO kaufst. Falls dir sogar das Aerophone GO zu kompliziert ist, kannst du den Einstieg in die Welt der Blaswandler mit dem noch einfacher gestrickten und günstigeren Aerophone mini versuchen.